Wendungen eine Bereicherung unserer Ausdrucksmittel darstelle, sind sie
grundsätzlich positiv zu bewehrten. Ausdrucksmängel sind hier nicht
häufiger als beim Gebrauch anderer Synonyme und sonstiger sprachlicher
Mittel.
Nach der Meinungen von Stilisten nennt man phraseologische
Wortfügungen feste Wortverbindungen, , bei denen die stilistischen
Kategorien Bildkraft, Emotionalität, und damit auch Eindringlichkeit und
Überzeugungskraft , in den Vordergrund rücken.
Laut des Lehrbuches «Deutsche Stilistik» von E.Schendels und E.
Riesel kann man drei Gruppen dieser phraseologischen Wortfuegungen
auszeichnen.
1) Es entsteht vielmehr eine semantisch neue Qualität,sozusagen eine
chemische Verbindung (*1), deren Bestandteile ineinander verschmolzen
sind.
Hierher zählen wir:
a)die mannigfachen Arten der Idiome und
b)die Zwillingsformeln
Es handelt sich um phraseologische Fügungen, die einen Einzelbegriff
ausdrücken; diese erste Untergruppe bildet den Kern der expressiven
Phraseologie.’
Der Name geht darauf zurück, dass hier unter den drei Möglichkeiten
der Stilfärbung die expressive Komponente dominiert. Insbesondere den
Idiomen eignen alle möglichen Ausdrucksnuancen ( scherzhaft, spöttisch,
satirisch, abwertend, feierlich, vertraulich u.a.m.), auf jeden Fall ist
die Expressivität deutlich spürbar.
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(*1) V.Schmidt
Stark ausgeprägt ist auch die normativ-stilistische Komponente dieser
Wendungen - vom Normalsprachlichen zum leicht und stark Gesenkten
einerseits, zum Gehobenen und Gespreizten anderseits.
2) Die zweite Untergruppe, zwischen Wort-und Satzäquivalent stehend,
bilden die stehenden Vergleiche. Sie sind im wörtlichen Sinn oder
hyberbolisch überspitzt zu verstehen.
3).Die dritte Untergruppe der Phraseologismen bilden die Fügungen, die
einen geschlossenen Gedanken in Satzform mitteilen. Hierher zählen wir
: Sprichwörter, Aphorismen, Sentenzen, Losungen. Der Gesamtsinn dieser
Satzphraseologismen erwächst aus der Summe der einzelnen Lexeme in
direkter oder übertragener (oft symbolischer) Bedeutung.
2.IDIOME
Idiome sind Redewendungen, dessen feste (oft metaphorische) Bedeutung
von ihren einzelnen Teilen nicht abgeleitet werden kann. Idiome benutzen
oft spezielles lexikalisches Material, das nicht zu dem gebräuchlichen
Wortschatz der Sprache gehört.
Leicht verständlich sind die substantivischen und verbalen festen
Wortfügungen,die dank der übertragenen Bedeutung nichtexpressiver
Redewendungen unmittelbar erfasst werden können (nach E. Riesel und E.
Schendels): So z.B. die Wendungen mit Abstand ( d.h. bei weitem) der beste;
jmdm. den Star stechen
( Star – Augenkrankheit; den Star stehen: 1.den Star
operieren; 2. jmdm die Augen öffnen)
Die Hauptmasse der Idiome besitzt umgangssprachliche Stilfärbung, in
der Richtung zum Saloppen hin. Ziemlich gross ist die Zahl der groben
Idiome. Auch hier bereitet die Abgrenzung zwischen den einzelnen Punkten
der Stilfärbungsskala grosse Schwierigkeiten. Der eine hält Redewendungen
wie:
Was ist dir schon wieder über die Leber gelaufen?
für literarisch-umgangssprachlich, der andere für salopp, ein dritter
hält sie sogar für derb. Es ist aber durchaus nicht ausgeschlossen, dass
ein vierter sie in der litetarischen Schriftsprache zulässt.
Bemerkenswert, dass Idiome auch als Lehnübersetzungen aus
Fremdsprachen übernommen werden können. So ist gerade in letzter Zeit
häufig eine Wendung anzutreffen, die aus dem Englischen stammt: rund um die
Uhr (schlafen, arbeiten)- d.h. 12 bzw.24 Stunden. Nach Küper soll dieser
Ausdrück schon im 19. Jahrhundert ins Deutsche gedrungen sein.
Wie dem auch sei, wird heute dieser Phraseologismus in der Bedeutung “
Tag und Nacht , ununterbrochen“ in der Presse und Publizistik sowie in der
Sachprosa gern verwendet.Ein Beispiel dazu:
Das Kraft- und Schleusenwerk am Eisernen Tor, von Rumaenien und
Jugoslawien gemeinsam erbaut, ermöglicht das Passieren der gefährlichen
Strommenge rund um die Uhr.
Im Stil der Alltagsrede wird dieser expressive Ausdruck hyperbolisch
gebraucht, so etwa in der Feststellung eines Studenten:
Vor der Prüfung sitze ich rund um die Uhr am Schreibtisch.
Wie aus den vorangehenden Ausführungen ersichtlich ist, besteht die
stilistische Leistung der ideomatischen Phraseologismen hauptsächlich
darin, das Gesagte bildkräftig, lebendig und emotional darzustellen, ihm
Nachdruck und Nachprämsamkeit zu verleihen.
Einen weiteren wichtigen Ausdruckswert kann man in ihrer
Eignung als Mittel von Humor, Spott und Satire sehen. Zahlreiche Idiome
enthalten schon an sich ein komisches oder groteskes Bild , so z.B.
Ein Wink mit dem Zaunpfahl – eine deutliche
Aufforderung
und die zugehoerigen Variationen :
ein Wink mit dem Laternenpfahl
ein Wink mit dem Schneunentor
Bei manchen Wendungen reizt die sprachliche Form selbst zum Lachen,
so z.B. bei norddeutschem Idiom :
am dransten sein – als nächster an der Reihe sein
Als Spielart der Idiome kann man die interjektionsartigen Ausrufe
in elliptischer oder in Satzform auffassen(*1), insofern sie die
Grundbedingung dieses phraseologischen Typs erfühlen – das Verschmelzen der
einzelnen Wortverbindungsglieder zu einer Sinneinheit, zu einer
semantischen Ganzheit. Ihre normative Stilfärbung : lit.-umg. ueber sallop
zu grob. Einige Beispiele:
Gerechter Gott! Gerechter Himmel!
Ach du meine Guete!
Himmel noch einmal !
Himmel, Herrgott, Donnerwetter!
und eine ganze Menge landschaftlich unterschiedlicher
„Bandwurmphraseologismen“, die vielleicht dazu dienen, durch die Länge der
Ausrufe die Erregung abflauen zu lassen. Die derbe Wortgruppe Verflucht
und zugenäht ! ist sinngleich mit Verflixt (*2) und zugenäht! ( bei beiden
Idiomen ist der Grund der Nebeneinnanderstellung gerade dieser Partizipien
unklar).
Als nächste Spielart sei noch eine Gruppe substantivischer Idiome
genannt. Es sind die Wortfügungen des Typs Attribut+ Substantiv, bei denen
entweder nur eine Komponente oder auch beide eine semantische Umdeutung
mitgemacht haben:
____________________________________________________________________________
_____
(*1) Moskalskaja, Über idiomatische Satzstruckturen
(*2) verhüllend fuer: verflucht
blinder Passagier – ein Passagier, der sich heimlich
eingeschlichten hat und mitfährt- meist aufs Schiff oder ins Flugzeug
der schwarze Markt – illegaler Markt zu ueberpreisen
schwarzes Gold – Kohle
Aus stilistischer Sicht könnte man hierher noch eine Untergruppe
fester Wortverbindungen hinzufügen, die allerdings nach streng strukturell-
semantischer Klassifikation als nichtphraseologischer Typ bezeichnet wird.
Es sind die nach dem grammatisch-stilistischen Modell geformten Wendungen
des Typs Substantiv + Präposition + Substantiv , wie:
Ein Adonis von einem Jungling
eine Nussschale von einem Schiff
Diesen Wendungen liegen implizite Vergleiche zugrunde:
Ein Schiff, so klein wie eine Nussschale
Einige Stilforscher zählen diesen expressiven Typ unmittelbar zu den
Metaphern. Für diese Anname könnten Beispiele angeführt werden, wie etwa
die literarisch – umgangssprachliche Wendung:
Gedicht von einer Torte
Der Kaffe war gut,der Kuchen ein Gedicht!
Eine kleine Variation enthalten die Fügungen des Typs: das Ideal von
einem Menschen, ein Vorbild von einem Studenten. Wenn bei den obengenannten
Belegen beide Substantive konkret sind, so ist hier das erste Substantiv
ein Abstraktum; dieses Model kann oft durch eine Genetivkonstruktion
ersetzt werden: das Ideal eines Menschen. In beiden Variationen
verschmelzen die zwei Komponenten der Wortgruppe zu einem Einzelbegriff (
ein bildschöner Juengling, ein idealer Mensch)
Als Übergang zwischen Idiomen und Sprichwörtern kann man die
sprichwörtlichen Redensarten ansehen, die meist ( aber nicht immer) in
prädikativer Aussageform eine unzerlegbare Sinneinheit ausdrücken. So
etwa:
Das kann einen Hund jammern – erbarmenschswert
Von dem nimmt kein Hund ein Stück Brot mehr – jmd.wird
von alle verachtet
Abwertend klingt auch die Redensart:
Diese Milchmädchenrechnung geht nicht auf
Wobei das Kompositum einen Trugschluss , eine auf unsicherern Fakten
aufgebaute Rechnung bezeichnet.
Im gleichen Sinn :
Eine Milchmädchenrechnung aufmachen – etwas Unsicheres oder Falsches
als gültig darstellen
In der Presse kann man z.B. lesen, dass die Preispolitik der
Grosshändler sich oft als Milchmädchenrechnung entpuppt, die den
Werktätigen zum Schaden gereicht.
Zahlenmässig bedeutend geringer als die mannigfachen Idiome sind die
Zwillingsformeln (Wortpaare) – vor allem die altueberlieferten. Sie drücken
einen Begriff tautologisch aus
mit Muh und Not
zittern und zagen
oder durch zwei thematisch verwandte Lexeme
fix und fertig
bei Nacht und Nebel,
seltener in antonymische Komponenten zerlegt
Himmel und Hölle
Hier und dort
formal gebunden sind diese Wortpaare durch Alliteration
Gang und gäbe
Null und nichtig
durch Assonanz
kurz und gut
von echtem Schrot und Korn
oder durch Reim
mit Sack und Pack
auf Schritt und Tritt
Wie immer hängen die einzelnen Komponenten der Stilfärbung eng un
einnander zusammen. Jmd. in Acht und Bann tun klingt etwas gewählt, weil
diese Wendung aus der alten deutschen Rechtssprache kommt, daher auch ihr
heute beschränkter Gebrauchswert.Das Ach und Weh, angst und bang sind
vollständig schriftsprachlich. Dass sie trotzdem in einnigen funktionalen
Stilen nicht angemessen sind, liegt nur an ihrer Expressivität. Es wäre
gewiss nicht am Platz, in einem linguistischen Kommenter zu schreiben:
Die etymologische Bedeutung dieses Wortes lässt sich nur mit Mühe und
Not feststellen.
Es muss heissen : …lässt sich nur schwer feststellen.
Als echt volkstümliches Nationalgut sind die Wortpaare in der
Folklore zu Hause: im Märchen, in der Sage, im Rätzel, im Volkslied u.ä.
Sie sind sofort zur Stelle, von sich um volkstuemliche Stilisierung handelt
( vgl.In Goethes «Erlkoenig»):
Durch Nacht und Wind
Mit Kron und Schweif
Mit Muhe und Not
An den Zwillingsformen läst sich eine interessante phonostilistische
Erscheinung nachweisen. Wenn das Wortpaar ungleich lange Wörter ethält,
steht zuerst das kürzere, dann das längere:
Ross und Reiter
Nie und nimmer
Zwischen Tür und Angel
Lügen nach Strich und Faden
2.1. TYPEN VON IDIOMEN NACH IHRER SYNTAKTISCHEN STRUKTUR
Manche Idiome können wörtlich in die Zielsprache übersetzt werden.
z.B. das Kind mit dem Bade ausschütten
Andere Idiome werden übersetzt, indem man ``das gleiche Bild'', aber
eine andere Struktur verwendet
z.B. ohne mit der Wimper zu zucken
Viele Idiome können nur mit ihrer literalen Bedeutung überetzt
werden, (falls es in der Zielsprache kein entsprechendes Idiom gibt).
z.B.ein Wink mit dem Zaunpfahl
2.2. TYPEN VON IDIOMEN NACH IHRER ``KOMPOSITIONSFAEHIGKEIT''
Kompositionelle Idiome - ihre syntaktische Struktur ist modifizierbar
(Adjektive können gesteigert werden usw...); ihre einzelnen Teile zeigen
auf ``das Bild'' der literalen Bedeutung.
z.B. gute Karten haben (bessere Karten haben)
Halbkompositionelle Idiome - mindestens eine Komponente hat ihre
ursprüngliche Bedeutung.
z.B. mit Argusaugen beobachten
Nichtkompositionelle Idiome - diese sind weder syntaktisch, noch
lexikalisch erweiterbar, ohne daß sie ihre idiomatische Bedeutung
verlieren.
z.B. Nägel mit Köpfen machen (*gute Nägel mit Köpfen produzieren)
Es sind insgeasmt 71000 Idiompaare in der Übersetzungsspeicher
vorhanden. Diese sind nicht normalisiert und oft isoliert (Einträge ohne
Kontext). Die automatische Übersetzung ist nicht möglich. Diese Art Lexikon
ist nur zum manuellen Nachschlagen gedacht.
z.B . Hand und Fuß haben
Was er macht hat Hand und Fuß
2.3. DIE STEHENDEN VERGLEICHE
Die zweite Gruppe der expressiven Phraseologie (zwischen Wort- und
Satzäquivalent) bilden die stehenden Vergleiche. Die meisten
normalsprachlichen Vergleiche haben bis auf die Gegenwart ihre Bildkraft
bewahrt:
Fleissig wie eine Biene ( Ameise)
Schlank wie eine Gerte
Dünn wie ein Zwirnfaden
Ein grosser, vielleicht der grösste Teil der komparativen
Phraseologismen ist lit.- umg. Über salopp bis grob gefärbt:
dick wie ein Sack (Mehlsack)
dick wie ein Fass (eine Tonne)
dick wie ein Schwein( eine Sau)
Geld haben wie Mist
Stolzieren wie der Hahn auf dem Mist
Schreiben wie der Hahn auf dem Mist
Bedeutend seltener findet man in stehenden Vergleichen gewählte
Stilfärbung:
Schön wie der junge Maientag
Zusammenbrechen wie ein Koloss aus tönernen Füssen
Zahlreiche stehende Vergleiche sind von vornherein auf Witz und
Groteske aufgebaut, so z.B. die verschiedenen Variationen des
phraseologischen Klischees klar wie Kristall:
Klar wie Klossbrüne
wie dicke Tinte
wie Schuhwichs wie Zwetschenbrühe
wie Mehlsuppe
wie Torf u.a.
Alle diese Wendungen bedeuten: „hell, rein, völlig durchsichtlich“.
Tatsächlich entspricht nur die erste (literarische) Fassung dieser
Bedeutung; alle anderen sind scherzhaft- ironisch gemeint. Denn Klossbrühne
und Mehlsuppe sind milchig- trübe, dicke Tinte, Torf und Schuhwichs völlig
undurchsichtig ( bei „Schuhwichs“ wirkt vielleicht der Glanz als
Vergleichsmoment).
Wie aus dem eben angeführten Beispiel ersichtlich ist, neigen die
phraseologischen Vergleiche zu Variotionen im Ausdruck ( teils
ideographisch abgeschattet, teils territorial und zeitlich bedingt). In
Umlauf sind z.B. folgende stehende Vergleiche als Zusatz zu dem Verbum
lügen:
lügen wie ein Lügenmeister
lügen Wie eine Leichenrede
lügen Wie geschmiert
lügen Wie gedruckt
lügen Wie im Buch/ in der Zeitung
lügen Wie telegraphiert
lügen Wie Munchhausen
lügen Wie Goebbels
lügen Wie der Wetterdienst
2.4. SPRICHWÖRTER
Die dritte Gruppe der Phraseologismen bilden die Fügungen, die einen
geschlossenen Gedanken in Satzform mitteilen. Hierher zählen wir :
Sprichwörter, Aphorismen, Sentenzen, Losungen. Der Gesamtsinn dieser
Satzphraseologismen erwächst aus der Summe der einzelnen Lexeme in direkter
oder übertragener (oft symbolischer) Bedeutung.
Unter den Phraseologismen, die einen geschlossenen Gedanken in
Satzform mitteilen, seien vor allem die Sprichwörter genannt. Sie sind
altes Nationalgut – Volksweisheit , die mündlich überliefert ist.
Eigentlich könnte man sie wegen ihrer geschlossenen Form als einfachstes
Genre der Volksdichtung bezeichnet.Gleichzeitig können sie aber auch als
Untergruppe der expressiven Phraseologie angesehen werden, da sie einen
festen Bestandteil der emotionalen Rede bilden.
Dem Inhalt nach sind die Sprichwörter meist lehrhaft, mit
begrifflicher Verallgemeinerung, symbolischer oder allegorischer Deutung.
Ihre normative Stilfärbung ist normalsprachlich oder literarisch-
umgangssprachlich:
Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen.
Eine Hand wäscht die andere.
Schmeichler sind Katzen, die vorne lecken und hinten kratzen.
Sie können auch gesellschaftskritischen Charakter haben. Mit dem
politischen Heranwachsen der Arbeiterklasse entstand das Sinnbild der
geballten Faust und damit auch die sprichtwörtlich Redensart:
Fünf Finger sind eine Faust
Pr.Lewandowski studierte dieses Thema schon lange Zeit.Er
interessierte sich fuer die Volkskultur, und zwar fuer die Sprichwoerter,
Zitate, Loesungen. Er zog eine Parallele zwischen Sprichwoerter und
Zitaten.
Laut der Meinung von Pr. Lewandowski kann man sagen, dass nicht jede
vielbenutzte sprachliche Formel ein Sprichwort ist. Jedoch beschrieb Pr.
Lewandowski Sprichwoerter als
"… feste Wortverbindungen, die aus vollstaendigen bzw. formal und
inhaltlich abgeschlossenen Saetzen bestehen, die bestimmte Erfahrungen,
Ñòðàíèöû: 1, 2, 3